Design und Schachtelkonstruktion
Wie wird Karton genutzt und wie profitiert man am meisten von dem Material Karton? Ganz gleich, ob man den Karton für ein Buch- oder Broschürencover oder für eine Verpackung verwendet, muss man genau wissen, wie er gehandhabt werden soll und welche Ansprüche von den verschiedenen Akteuren in der Kette zwischen dem Hersteller und dem Verbraucher oder dem Sender und Empfänger an ihn gestellt werden. Die Anforderungen an eine ansprechende Gestaltung mit denen an eine kostengünstige Produktion, eine einfache Logistik und eine gute Funktion im Einzelhandelsglied abzustimmen, ist keine leichte Aufgabe. In den folgenden Abschnitten haben wir uns auf die Funktionsanforderungen vor allem in der Verpackungskette konzentriert, bevor wir die Kartoneigenschaften beschreiben, die einen Einfluss auf die Wahl des am besten geeigneten Materials haben.
Die optische Wirkung einer Verpackung oder eines grafischen Produkts wird durch das Design bestimmt. Karton ist ein sehr vielseitiges Material, das dem Grafikdesigner unendlich viel Freiheit lässt. Eine kreative Formgebung wird also nur durch die eigene Vorstellungskraft begrenzt. Das Design umfasst sowohl das optische Erscheinungsbild der Oberfläche als auch die Formgebung oder das strukturelle Design. Diese beiden Aspekte werden separat betrachtet.
Markeninhaber und Designer müssen sich sehr gut mit den Bedürfnissen der verschiedenen Akteure auskennen, um die Verpackung und ihr Potential optimal nutzen zu können.
Beispiele für beeinflussende Faktoren:
• die Marke selbst
• das Hauptprodukt
• Drucker/Verarbeiter
• Verpacker/Befüller
• Verteiler
• Einzelhändler
• Verbraucher
• Gesetzgebung
• Nichtregierungsorganisationen wie Umweltschutzorganisationen.
Oberflächendesign
Die Oberflächengestaltung einer Verpackung oder eines grafischen Produkts aus Karton wird sowohl von der grundsätzlichen grafischen Gestaltung durch Bedrucken als auch von zusätzlichen Effekten, wie z. B. Lackierung, Prägung, Heißfolienprägung, Extrusionsbeschichtung oder Kaschierung bestimmt.
Der Endanwender muss die Anforderungen an die Oberfläche der Verpackung oder des grafischen Produkts definieren und beschreiben. Diese beziehen sich meist auf die Werbewirksamkeit und die Informationen über das Produkt und seine Verwendung.
Der Designer muss Gestaltungsvorschläge für die Oberfläche entwerfen, die diese Anforderungen berücksichtigen. Dies kann sich auf die Art der Veredelung und somit auch auf die Kartonauswahl auswirken.
Der Verarbeiter hat dann die Aufgabe, die erforderliche Produktqualität und das gewählte Oberflächendesign mit dem spezifizierten Karton zu erreichen.
Die beste Basis für den gewünschten optischen Eindruck bietet Primärfaserkarton mit glatter, gleichmäßig weiß gestrichener Oberfläche und guter Druckwiedergabe.
Wenn wir über Oberflächendesign sprechen, meinen wir normalerweise die Außen- oder Druckseite des Produkts. Gewisse Aspekte der Oberflächengestaltung können aber, je nach Produkt und Anwendung, auch für die Innen- oder Rückseite relevant sein. So kann die Innenseite bedruckt sein, wie bei Faltschachteln für Pralinen und Kosmetika, oder muss sehr hygienisch wirken, wie bei Lebensmitteln oder Medikamenten.
Beispiele für das Oberflächendesign
Mögliche Eigenschaften der Oberfläche werden im Folgenden beschrieben. Oft wird eine Kombination verschiedener Techniken angewendet.
Text und Abbildungen informieren den Kunden über das Produkt. Farben und Formen erzeugen ein Produktimage. Hohe Weiße und Glätte ergeben zusammen eine gute Druckwiedergabe.
Wichtige Kartoneigenschaften
Die entscheidenden Eigenschaften für eine gute Oberflächengestaltung sind:
• Bedruckbarkeit
• Weiße
• Oberflächenglätte
• Farbabsorption und -trocknung
• Abriebfestigkeit
• Lichtbeständigkeit
• Festigkeit und Elastizität.
Druck
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Text und Abbildungen informieren den Kunden über das Produkt. Farben und Formen erzeugen ein Produktimage. Hohe Weiße und Glätte ergeben zusammen eine gute Druckwiedergabe.
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• Kartonwahl • Druckverfahren • Weiterverarbeitung und Veredelung
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Metallic-Effekte
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Durch Metallic-Effekte erhält ein Produkt ein luxuriöses Image.
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• Kartonwahl • Kaschierung mit Aluminiumfolie • Kaschierung mit metalli sierter Polyesterfolie • Druck mit Metallfarben • Heißfolienprägung • Kaltfolientransfer • Effektlacke
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Glänzende oder matte Oberfläche
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Durch den Kontrast zwischen matten und glänzenden Flächen kann die Aufmerksamkeit des Verbrauchers erregt werden.
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• Kartonwahl • Lackierung • Glänzende PE-Extrusionsbeschichtung • Folienkaschierung
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Prägung |
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Ein Oberflächeneffekt wie eine Leinenstruktur oder die Prägung einzelner Teile des Designs verleihen dem Produkt ein exklusives Image. |
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• Kartonwahl • Prägen & Blindprägen • Effektlacke |
Strukturelles Design
Karton wird in großem Umfang für Grafik- und Verpackungszwecke eingesetzt. Die vielseitigen Stanz-, Rill-, Falt-, Verschließ- und Klebemöglichkeiten sowie die Festigkeit des Kartons lassen dabei viel Raum für funktionelle und kreative Formgebung.
Sowohl die kreative Form als auch die Funktion sind wichtige Aspekte des strukturellen Designs. Verpackungslösungen müssen Funktionen erfüllen, wie den Schutz des Inhalts bei der Distribution und Lagerung, die einfache Handhabung und wirkungsvolle Präsentation am Verkaufsort sowie die Erfüllung der Kundenanforderungen. Die kreative Gestaltung dient der Verkaufsförderung. Der Grafikdesigner hat dabei die freie Wahl aus einem breiten Spektrum von Formen.
Die kritischen Aspekte des strukturellen Designs sind je nach den gewählten Verarbeitungs- und Verpackungsverfahren sowie dem Endverwendungszweck unterschiedlich. Für den Verarbeiter sind dies die Steifigkeit, Rillfähigkeit und Flexibilität des Kartons sowie seine Laufeigenschaften.
Der Endanwender sieht nur die Endform der Verpackung. Wichtig sind hier eine optisch ansprechende Wirkung, ein effektiver Schutz des Inhalts und die Haltbarkeit der Verpackung, falls das verpackte Produkt länger oder intensiv genutzt werden soll. Für Verkauf und Werbung ist der optische Eindruck entscheidend. Das strukturelle Design ermöglicht die kreative Bewerbung neuer Produkte. Meist soll die Form jedoch hauptsächlich funktional sein und basiert auf bewährten oder spezifizierten Verpackungsformen
Gebräuchliche Schachtelformen
Karton ist ein Material, das fast alle denkbaren Formen annehmen kann. Einige der am meisten verbreiteten Formen können Sie der folgenden Tabelle entnehmen. Dort ist auch aufgelistet, welche besonderen Aspekte in Bezug auf Verarbeitung und Einsatzbereich berücksichtigt werden müssen.
Verschlussformen
Zum Verschließen sowie zum Öffnen und bei Bedarf auch zum Wiederverschließen der Kartonverpackungen steht eine breite Auswahl an Verschlüssen zur Verfügung.
Allen Verschlussarten ist gemeinsam, dass sie das Produkt bei der Lagerung, beim Transport und im Geschäft schützen sowie dem Verbraucher ein hohes Maß an Bequemlichkeit bieten
Möglichkeiten zum Öffnen und Wiederverschließen
Einstecklaschen lassen sich problemlos öffnen und wiederverschließen, sobald die Schutzfolie, der selbstklebende Sicherheitsverschluss u. Ä. entfernt worden sind. Für Schachteln mit Klebelaschen gibt es verschiedene Öffnungsalternativen, die häufig auch ein Wiederverschließen der Verpackung ermöglichen.
Faltschachtelherstellung, Verpacken und grafische Veredelung
Folgende Verfahren stehen Faltschachtelherstellern, Verpackern und Veredlern zur Verfügung, um kreative und funktionale Formen herzustellen:
Durch Rillen lässt sich der Karton entlang exakt definierter Linien falten..
Beim Stanzen entsteht ein Kartonzuschnitt zur Weiterverarbeitung. Stanzen und Rillen erfolgen in der Regel in einem Arbeitsgang. Dabei kann der Karton auch perforiert werden, um das Öffnen der fertigen Schachtel zu erleichtern. Außerdem kann der Zuschnitt mit Schlitzen und Laschen zum Verschließen versehen werden.
Beim Falten wird der Karton um 90 ° oder 180 ° gebogen.
Beim Kleben wird Klebstoff auf eine Seitenlasche aufgetragen. Die mit Klebstoff bestrichene Lasche wird so lange auf den Karton gepresst, bis die Klebenaht ausgehärtet ist. Der Kartonzuschnitt hat jetzt seine endgültige Form erhalten.
Beim Heißsiegeln werden unter Druck und Wärmezufuhr kunststoffbeschichtete Oberflächen oder Oberflächen, auf die in einem vorherigen Arbeitsgang Heißkleber aufgebracht wurde, miteinander versiegelt.
Wichtige Kartoneigenschaften
Die Steifigkeit ist wahrscheinlich die Eigenschaft, die das strukturelle Design einer Kartonverpackung am meisten beeinflusst. Wie bereits erwähnt, ist die Steifigkeit abhängig von anderen Festigkeitsfaktoren wie der Faserzusammensetzung, besonders der äußeren Lagen, und der Dicke.
Bei der Kartonauswahl für Faltschachteln müssen Steifigkeit, Abmessungen der Schachtelflächen, Kartonqualität und Faserorientierung berücksichtigt werden. Die Steifigkeit von Karton verhält sich in Bezug auf die Längs- und Querrichtung anisotrop.
Auch die Stauchdruckfestigkeit spielt bei der Gestaltung von Verpackungen eine große Rolle.
Gefüllte Kartonverpackungen werden bei Transport und Lagerung gestapelt und dabei einem starken Druck ausgesetzt. Folgende Faktoren beeinflussen die Stabilität solcher Verpackungen:
• Verpackungsdesign, d. h. Form und strukturbedingte Stabilität der Verpackung
• Stützfunktion des Packungsinhalts
• Form und Stabilität der gewählten Umverpackung
• Handhabung bei Transport und Lagerung – Palettierung, Stapelung und klimatische Bedingungen
• Veredelungsgrad – für manche Distributionsverfahren sind Kartonverpackungen mit Barrierefunktionen erforderlich.
Beim Faltschachteldesign muss berücksichtigt werden, welchen Belastungen die Rillungen sowohl im Abpackprozess als auch im Gebrauch ausgesetzt sind. Die Rillung muss daher formstabil und druckfest sein, um Störungen in der Abpacklinie weitestgehend auszuschließen. Gefaltete Rillungen und angrenzende Flächen dürfen während des Klebevorgangs sowie der nachfolgenden Handhabung und Lagerung keine unnötigen Belastungen auf die Klebenaht ausüben.
Wichtige Kartoneigenschaften
Folgende Kartoneigenschaften beeinflussen das strukturelle Design:
• Steifigkeit
• Zugfestigkeit
• Stauchwiderstand
• Stauchdruckfestigkeit
• Reißfestigkeit
• Rill- und Faltfähigkeit
• Elastizität
• Dichte
• Spaltfestigkeit
• Beschichtungsfestigkeit (bei kunststoffbeschichteten und kaschierten Produkten).